Die Konzipierung von Aufgaben für Prüfungs- und Studienleistungen stellt Lehrende vor eine Vielzahl von Herausforderungen, insbesondere angesichts der zunehmenden Verbreitung und des Einsatzes von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI). Während das Ziel nach wie vor darin besteht, das Wissen, die Fähigkeiten und das Verständnis der Studierenden angemessen zu bewerten, erfordert die Integration dieser neuen Technologien eine sorgfältige Überlegung und Anpassung der Prüfungsformate und -inhalte. Von der Sicherstellung der Authentizität und Relevanz der Aufgaben bis hin zur Einschränkung der Verwendung von KI als Hilfsmittel stehen Lehrende vor komplexen Entscheidungen, um eine faire und aussagekräftige Bewertung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang werden in den folgenden Abschnitten verschiedene Strategien und Überlegungen erörtert, die Lehrende bei der Konzeption von Aufgaben unterstützen und ihnen helfen sollen, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.
Wenn die Absicht darin besteht sicherzustellen, dass Studierende keine KI zur Hilfe verwenden können, gibt es einige Überlegungen bei der Formulierung von Prüfungs- und Studienleistungsaufgaben:
- Klar definierte Aufgabenstellung: Die Aufgaben sollten so formuliert sein, dass sie spezifisch genug sind, um die Erwartungen klar zu kommunizieren und mögliche Missverständnisse zu vermeiden.
- Vermeidung von Aufgaben mit einfachen Antworten: Es ist ratsam, Aufgaben zu erstellen, bei denen einfache Antworten nicht ausreichen und die Studierenden ein tieferes Verständnis und kritisches Denken anwenden müssen. Dadurch wird es schwieriger, KI als Werkzeug einzusetzen, um die Antworten zu finden.
- Einbeziehung von Anwendungsbezug und Kontext: Fragen, die einen starken Bezug zur realen Welt haben oder in einem bestimmten Kontext gestellt werden, können die Verwendung von KI als Hilfsmittel einschränken. Das Anwenden von theoretischem Wissen auf praktische Situationen erfordert oft ein Verständnis, das über das hinausgeht, was rein maschinell verfügbar ist.
- Verwendung von offenen Fragen und kreativen Aufgaben: Offene Fragen, die Interpretation und Analyse erfordern, sowie kreative Aufgaben, bei denen eigene Lösungsansätze entwickelt werden müssen, können die Verwendung von KI als Hilfsmittel erschweren.
- Einbeziehung von Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen: In einigen Fällen kann es notwendig sein, Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen während der Prüfung einzusetzen, um sicherzustellen, dass Studierende keine unzulässigen Hilfsmittel verwenden. Dies kann die Überwachung durch Prüfungsaufsichten, die Beschränkung des Zugangs zu externen Geräten oder die Verwendung spezieller Prüfungssoftware umfassen.
- Anforderung von Prozessen und Arbeitsschritten: Stellen Sie Aufgaben, die nicht nur das Ergebnis erfordern, sondern auch den Prozess, wie dieses Ergebnis erreicht wurde. Indem Sie die Studierenden auffordern, ihre Gedanken und Schritte zu dokumentieren oder zu erklären, machen Sie es schwieriger für sie, einfach auf KI zurückzugreifen, um das Problem zu lösen.
- Variabilität der Aufgaben: Erstellen Sie mehrere Versionen der gleichen Art von Aufgabe, die sich in ihren spezifischen Details unterscheiden. Dadurch wird es schwieriger für Studierende, auf vorherige Lösungen zurückzugreifen oder Antworten zu finden, die bereits durch KI generiert wurden.
- Verwendung von situativen und kontextuellen Elementen: Integrieren Sie Elemente in die Aufgaben, die von einer spezifischen Situation oder einem bestimmten Kontext abhängen. Dies könnte bedeuten, dass Studierende spezifische Informationen oder Daten analysieren müssen, die nicht einfach von KI generiert werden können, ohne den spezifischen Kontext zu berücksichtigen.
- Einschränkungen bei den Ressourcen: Begrenzen Sie die Ressourcen, auf die die Studierenden während der Prüfung zugreifen können. Dies könnte bedeuten, dass sie nur bestimmte Materialien verwenden dürfen, oder dass der Zugriff auf das Internet oder andere elektronische Ressourcen während der Prüfung blockiert wird.
- Verwendung von mündlichen Prüfungen oder Präsentationen: Statt schriftlicher Prüfungen können Sie mündliche Prüfungen oder Präsentationen einbeziehen. Hierbei müssen die Studierenden ihr Wissen spontan und in einem Gesprächsformat demonstrieren, was die Verwendung von KI als Hilfsmittel erschwert.
Chancen und Risiken für Studierende und Lehrende –
“KI im Dauereinsatz”
In einer zunehmend digitalisierten Bildungslandschaft stehen Studierende vor der dynamischen Herausforderung, die Chancen und Risiken des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) an Hochschulen zu verstehen und zu navigieren.
Chancen:
- Personalisierte Lernerfahrung: KI kann dazu beitragen, personalisierte Lernumgebungen zu schaffen, die sich an die individuellen Bedürfnisse und Lernstile der Studierenden anpassen. Dadurch können sie effektiver lernen und ihr volles Potenzial ausschöpfen.
- Effizienzsteigerung: Durch den Einsatz von KI können administrative Aufgaben automatisiert werden, was Lehrkräften mehr Zeit für die individuelle Betreuung und Unterstützung der Studierenden ermöglicht.
- Erweiterung des Lernangebots: KI-gestützte Systeme können den Zugang zu Bildungsinhalten erweitern, indem sie Online-Kurse, virtuelle Tutorien und andere Lernressourcen bereitstellen, die jederzeit und überall verfügbar sind.
- Verbesserte Bewertungsmethoden: KI kann dazu beitragen, Prüfungen und Hausarbeiten effizienter zu bewerten, wodurch Studierenden schnellere Rückmeldungen erhalten und ihre Lernfortschritte besser verfolgen können.
- Entwicklung von Zukunftskompetenzen: Die Interaktion mit KI-Technologien kann den Studierenden helfen, wichtige Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und Datenkompetenz zu entwickeln.
Risiken:
- Abhängigkeit von Technologie: Eine übermäßige Abhängigkeit von KI-Technologien könnte dazu führen, dass Studierende ihre eigenen kognitiven Fähigkeiten vernachlässigen und Schwierigkeiten haben, komplexe Probleme eigenständig zu lösen.
- Datenschutz und Privatsphäre: Die Verwendung von KI-gestützten Systemen kann mit Datenschutz- und Privatsphärebedenken einhergehen, insbesondere wenn sensible Daten der Studierenden gesammelt und analysiert werden.
- Ungerechte Verteilung von Ressourcen: Studierende, die über keinen gleichwertigen Zugang zu KI-Technologien verfügen, könnten benachteiligt werden und einen Wettbewerbsnachteil gegenüber besser ausgestatteten Kommilitonen erfahren.
- Verlust menschlicher Interaktion: Eine verstärkte Nutzung von KI-gestützten Lernsystemen könnte zu einem Rückgang der persönlichen Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden führen, was sich negativ auf das Lernerlebnis und die soziale Entwicklung auswirken könnte.
- Fehlende Transparenz und Verständnis: Studierende könnten Schwierigkeiten haben, die Funktionsweise von KI-Systemen zu verstehen und deren Entscheidungen nachzuvollziehen, was zu einem Mangel an Vertrauen und Akzeptanz führen könnte.
Triantis, März 2024