Die Bewertung von Klausuren und Essays mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) gewinnt zunehmend an Bedeutung im modernen Bildungswesen, insbesondere im Fach Englisch. Während traditionelle Bewertungsmethoden, wie das Setzen von Korrekturzeichen, eine langjährige Praxis darstellen, bieten KI-gestützte Tools neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Objektivität in der Bewertung. Die Integration dieser Technologien in den Bildungsalltag stellt Englischlehrerinnen und -lehrer jedoch vor eine Reihe von Fragen: Wie zuverlässig sind KI-Systeme in der Bewertung von sprachlichen Fähigkeiten? Welche Rolle spielt die Lehrkraft im Bewertungsprozess, wenn KI eingesetzt wird? Und wie lassen sich Potenziale, aber auch mögliche Einschränkungen kritisch reflektieren?

Eines der wichtigsten Argumente für den Einsatz von KI in der Bewertung ist die enorme Zeitersparnis. Lehrkräfte, die mit großen Klassen oder einem hohen Arbeitsaufkommen konfrontiert sind, können durch KI-Unterstützung effizienter arbeiten. Während es für Lehrerinnen und Lehrer häufig zeitaufwändig ist, umfangreiche Essays oder Klausuren detailliert zu bewerten, kann KI diese Aufgabe in einem Bruchteil der Zeit übernehmen. Die automatisierte Erkennung von Rechtschreib- und Grammatikfehlern ist hierbei nur ein Aspekt. Fortgeschrittene KI-Systeme können auch komplexere sprachliche Aspekte wie Kohärenz, Argumentationsstruktur und stilistische Feinheiten analysieren, was eine umfassendere Bewertung von Schülertexten ermöglicht.

Ein weiteres Argument für die Nutzung von KI bei der Korrektur ist die potenziell höhere Objektivität. Traditionelle Bewertungen, die von Lehrkräften durchgeführt werden, können – bewusst oder unbewusst – von persönlichen Vorlieben oder Vorurteilen beeinflusst werden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Faktoren wie Handschrift, Formatierung oder gar die Erwartungshaltung gegenüber bestimmten Schülern eine Rolle in der Benotung spielen können. KI-Systeme hingegen bewerten Texte ausschließlich auf der Basis der ihnen vorliegenden Daten und Kriterien, was zu einer konsistenteren und objektiveren Bewertung führen kann. Gerade im Fremdsprachenunterricht, wo die Bewertung von Ausdruck und Stil oft subjektiv geprägt ist, kann dies zu mehr Transparenz und Fairness beitragen.

Doch trotz der offensichtlichen Vorteile der KI-gestützten Bewertung sind auch kritische Aspekte zu beachten. Einer der größten Kritikpunkte ist die Frage nach der Zuverlässigkeit und Tiefe der Bewertung. Auch wenn KI-Systeme beeindruckende Fortschritte in der Spracherkennung gemacht haben, sind sie nach wie vor auf die ihnen zugrundeliegenden Algorithmen und Daten beschränkt. Diese Algorithmen basieren häufig auf standardisierten Mustern und können daher Schwierigkeiten haben, kreative oder unkonventionelle Ausdrucksweisen angemessen zu bewerten. Insbesondere bei sprachlich anspruchsvollen Texten, die Ironie, Metaphern oder andere stilistische Mittel enthalten, stößt die KI an ihre Grenzen. Solche nuancierten sprachlichen Elemente erfordern oft ein tiefes Verständnis von Kontext und Intention – Fähigkeiten, die menschliche Lehrkräfte besitzen, während KI-Systeme hier häufig nur oberflächlich bewerten können.

Ein weiteres Problemfeld stellt die Bewertung der inhaltlichen Dimension von Texten dar. Zwar kann KI sprachliche und strukturelle Fehler relativ zuverlässig erkennen, doch bei der inhaltlichen Beurteilung, wie zum Beispiel der Tiefe einer Argumentation oder der Originalität von Ideen, bleibt die Rolle der Lehrkraft unersetzlich. Ein Essay mag formal und sprachlich einwandfrei sein, aber inhaltlich schwach. Oder ein Text enthält brillante Ideen, die jedoch sprachlich noch nicht perfekt ausgedrückt sind. Solche differenzierten Bewertungen erfordern nicht nur sprachliches Feingefühl, sondern auch pädagogisches Wissen und Empathie – Fähigkeiten, die über reine Mustererkennung hinausgehen und für die menschliche Beurteilung essenziell sind.

Die Einbindung von KI in den Bewertungsprozess sollte daher immer als unterstützendes Instrument betrachtet werden, das die Arbeit der Lehrkräfte ergänzt, aber nicht ersetzt. Ein hybrider Ansatz, bei dem die KI eine Vorbewertung vornimmt und die Lehrkraft diese überprüft und ergänzt, könnte eine sinnvolle Lösung sein. Die KI könnte beispielsweise die erste Durchsicht übernehmen, einfache sprachliche Fehler markieren und grobe inhaltliche Mängel erkennen. Die Lehrkraft könnte sich dann auf die Feinheiten und das Gesamtniveau des Textes konzentrieren, indem sie die inhaltliche Tiefe und die Kreativität der Argumentation bewertet.

Es stellt sich auch die Frage nach der Akzeptanz solcher KI-gestützten Bewertungen seitens der Schülerinnen und Schüler. Viele Lernende könnten Bedenken haben, dass ihre Essays oder Klausuren von einer „Maschine“ bewertet werden, ohne dass ein menschlicher Lehrer den Text liest und individuelle Rückmeldung gibt. Gerade im Sprachenunterricht ist das Vertrauen in die Rückmeldung der Lehrkraft von zentraler Bedeutung. Lehrkräfte bieten häufig nicht nur Feedback zu Fehlern, sondern auch Ermutigung, Motivation und spezifische Hinweise, wie Lernende ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern können. Diese zwischenmenschliche Komponente des Feedbacks kann durch eine KI nicht ersetzt werden und bleibt ein essenzieller Teil des Lernprozesses.

Darüber hinaus müssen auch ethische Fragen diskutiert werden. Die zunehmende Nutzung von KI im Bildungswesen wirft Fragen zum Datenschutz und zur Transparenz auf. Welche Daten werden gesammelt, um die Algorithmen zu trainieren? Wie werden die Bewertungen berechnet? Können Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, wie ihre Texte von der KI bewertet wurden? Diese Transparenz ist besonders wichtig, um Vertrauen in die KI-gestützten Systeme zu schaffen. Gleichzeitig müssen klare Richtlinien für den Datenschutz entwickelt werden, um sicherzustellen, dass die Daten der Schülerinnen und Schüler sicher und anonym verarbeitet werden.

Neben den Herausforderungen bietet die KI-gestützte Bewertung jedoch auch Chancen, insbesondere im Hinblick auf individualisiertes Lernen. KI-Systeme könnten dazu verwendet werden, nicht nur Fehler zu markieren, sondern auch gezielte Lernempfehlungen zu geben, die auf den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler basieren. Ein Schüler, der regelmäßig Schwierigkeiten mit der Verwendung bestimmter Grammatikstrukturen hat, könnte automatisierte Übungen oder Lernmaterialien erhalten, die auf diese spezifischen Schwächen eingehen. So könnte die KI dazu beitragen, den Unterricht stärker auf die individuellen Lernfortschritte und Schwierigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler abzustimmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bewertung von Klausuren und Essays mit Hilfe von KI im Englischunterricht sowohl Chancen als auch Herausforderungen bietet. Die Effizienz und Objektivität, die durch den Einsatz solcher Technologien erzielt werden kann, ist zweifellos ein großer Vorteil, insbesondere in Zeiten wachsender Arbeitsbelastung für Lehrkräfte. Gleichzeitig darf die Rolle der Lehrkraft im Bewertungsprozess nicht unterschätzt werden. KI kann eine wertvolle Unterstützung bieten, doch inhaltliche Tiefe, Kreativität und der zwischenmenschliche Aspekt des Feedbacks bleiben Aufgaben, die nur von menschlichen Lehrkräften erfüllt werden können. Ein ausgewogener, reflektierter Einsatz von KI, der sowohl die Vorteile als auch die Grenzen dieser Technologie berücksichtigt, könnte den Englischunterricht bereichern und zu einer besseren Förderung der sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler führen.

Vorgehen – Experimentelles Feedbackgeben

Das oben beschriebene Vorgehen zur Korrektur von Texten mit Korrekturzeichen in Kombination mit Künstlicher Intelligenz (KI) kann als innovativer Ansatz zur Bewertung von sprachlichen Fähigkeiten betrachtet werden. Dabei werden traditionelle Korrekturtechniken, die in der Regel von Lehrkräften verwendet werden, durch KI-gestützte Tools ergänzt oder sogar automatisiert. Der Prozess kann folgendermaßen erläutert werden:

Zunächst einmal ermöglicht die KI, eine Vorbewertung des Textes durchzuführen, indem sie sprachliche Fehler wie Rechtschreibung, Grammatik und Syntax erkennt. Solche Tools wie Grammarly oder andere KI-gestützte Schreibassistenten sind in der Lage, formale Fehler schnell und präzise zu identifizieren. In dieser Phase markiert die KI spezifische Fehler im Text und schlägt Korrekturen vor, die dann ähnlich wie Korrekturzeichen von Lehrkräften genutzt werden können. Zum Beispiel könnte ein falsch geschriebenes Wort markiert und die korrekte Version vorgeschlagen werden. Diese automatische Erkennung und Korrektur hilft Lehrkräften, einfache Fehler schneller zu erkennen, und reduziert den Aufwand für manuelle Korrekturen.

Neben der Identifikation von formalen Fehlern ist die KI in der Lage, stilistische Probleme oder Verbesserungspotenziale zu erkennen. Hier kann die KI etwa auf Redundanzen, unklare Formulierungen oder fehlende Kohärenz hinweisen. Solche Hinweise würden in der traditionellen Korrekturarbeit als stilistische Anmerkungen gemacht, beispielsweise durch das Markieren von unklaren Satzstrukturen mit Kommentaren am Rand. Die KI kann somit helfen, nicht nur die formale Korrektheit eines Textes zu verbessern, sondern auch die Qualität des Ausdrucks zu steigern, indem sie alternative Formulierungen vorschlägt.

Sobald die KI eine Vorbewertung des Textes vorgenommen hat, übernimmt die Lehrkraft die Aufgabe, die KI-Vorschläge zu prüfen und gegebenenfalls zu verfeinern. In diesem Schritt greift die Lehrkraft auf bewährte Korrekturzeichen zurück, um weitergehende Hinweise zu geben. Dies könnte beinhalten, dass die Lehrkraft Fehler, die die KI übersehen hat, markiert oder Kontext und inhaltliche Aspekte des Textes bewertet. Auch hier kommen traditionelle Korrekturzeichen wie “Gr.” (für Grammatikfehler), “R” (für Rechtschreibfehler) oder “Stil” (für stilistische Mängel) zum Einsatz.

Ein zentraler Vorteil der Verwendung von KI in diesem Prozess ist die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der formale Fehler erkannt und behoben werden können. Gerade bei längeren Texten oder bei Arbeiten, die unter Zeitdruck korrigiert werden müssen, kann die KI eine erhebliche Entlastung bieten. Gleichzeitig bleibt die Lehrkraft in ihrer Rolle als inhaltliche Expertin unersetzlich, da KI-Tools in der Regel keine tiefgreifende inhaltliche Bewertung vornehmen können. Kreative oder komplexe Textelemente wie Metaphern, Ironie oder feine sprachliche Nuancen werden oft nicht korrekt erfasst und müssen von der Lehrkraft manuell bewertet werden.

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Möglichkeit, das Korrekturverfahren zu standardisieren. Die KI bewertet Texte auf Grundlage festgelegter Kriterien und ist dabei konsistent. Dies minimiert potenzielle Subjektivität, die bei menschlichen Korrekturen auftreten kann, da Lehrkräfte durch Vorwissen über die Schüler oder individuelle Präferenzen in ihren Bewertungen beeinflusst sein können. Durch den Einsatz von KI wird eine gleichmäßigere und objektivere Bewertung der sprachlichen Aspekte gewährleistet.

Jedoch gibt es auch Herausforderungen bei der Integration von KI in den Korrekturprozess. So können KI-gestützte Korrekturtools Schwierigkeiten haben, komplexe sprachliche Konstruktionen oder kreative Ausdrucksweisen korrekt zu bewerten. Hier ist die menschliche Intuition und Erfahrung gefragt, um den Text in seinem Gesamtkontext zu verstehen. Auch kulturelle und sprachliche Feinheiten, die in Essays vorkommen, können von KI nicht immer angemessen berücksichtigt werden. Daher bleibt die Rolle der Lehrkraft entscheidend, um eine fundierte und tiefgehende Rückmeldung zu geben.

Schließlich bietet der Einsatz von KI-Tools in der Korrektur von Schülertexten die Möglichkeit, den Lernprozess zu individualisieren. Die KI kann nicht nur Fehler markieren, sondern auch personalisierte Lernvorschläge machen, die gezielt auf die Schwächen des Schülers eingehen. Beispielsweise könnte ein Schüler, der häufig Schwierigkeiten mit der Kommasetzung hat, spezielle Übungen zu diesem Thema erhalten, die ihm helfen, diese Schwäche zu überwinden. Dies ermöglicht es Lehrkräften, den Lernfortschritt jedes Schülers zu verfolgen und gezielte Unterstützung zu bieten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination von traditionellen Korrekturzeichen und KI-gestützten Tools ein effektiver Ansatz ist, um die sprachliche Bewertung von Essays und Klausuren zu optimieren. Die KI kann den formalen Korrekturprozess beschleunigen und standardisieren, während die Lehrkraft weiterhin für die inhaltliche und stilistische Beurteilung verantwortlich bleibt. Dieser hybride Ansatz bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen, erfordert jedoch eine kritische Reflexion der Einsatzmöglichkeiten, um die Vorteile der KI bestmöglich zu nutzen, ohne die wertvolle Rolle der Lehrkraft zu ersetzen.

Vorgehen als Übersicht:

Schritt 1: Tabelle mit Korrekturzeichen in CHAT-GPT 4.0 einfügen

Schritt 2: Prompt für die Korrektur einstellen!

Schritt 3: Text in die KI einpflegen

Schritt 4: KI-Korrektur beobachten und auswerten

ACHTUNG: Korrekturen kritisch reflektieren! Viele Fehler wurden nicht entdeckt!

Schritt 5: Korrekturzeichen in den Text einfügen lassen (Chat-GPT 4.0 benötigt gelegentlich einen Extra-Prompt)

Weitere Prompts für die weitere Arbeit mit dem Text:

  1. Korrigiere den Text komplett – Sprachniveau A1-B2 (Beispiel s.u.).
  2. Erstelle mir Übungen zu dem Text (i. R. zu den meisten Fehlern, die ich habe).
  3. Füge hinzu: z.B. Konnektoren, diese Vokabeln, etc.